HEUTE SCHLAGEN WIR DAS GESCHICHTSBUCH AUF



Vor einiger Zeit hat Francesco Ricasoli im Archiv der Schlossbibliothek einen Brief gefunden, in deutscher Sprache verfasst und im April 1946 abgesandt, addressiert an seinen Grossvater, dem Baron Luigi Ricasoli. Absender: ein Exwehrmachtsoffizier der Division Göring. Voller Neugier liess Francesco den Brief übersetzten und so entdeckte er eine  aussergewöhnliche Heldengeschichte,  Hauptdarsteller das Castello di Brolio im Zweiten Weltkrieg.

Hier ein Auszug (Originaltext):

“Hochverehrter Herr Baron!

…. Ich hatte den Befehl von meiner Division , Vorbereitungen zur Sprengung der Türme vorzunehmen. Als  ich jedoch Ihr Prachtvolles Schloß von außen betrachtete,  überkam mich der Gedanke an die Sinnlosigkeit der Vernichtung dieses Prachtbaues und ich verzögerte diese Vorbereitungen hinaus, bis die Front als Rettung näher kam. Als junger Offizier mußte ich dann die Verteidigung von Radda übernehmen wo ich mit meiner Batterie in Stellung ging. Dann kam der Befehl, nachdem inzwischen Ihr Schloß von den Alliierten eingenommen war, dieses Schloß zu beschießen, da unser Regimentskommandateur feindliche Beobachtungsposten auf dem Turm Ihres Schlosses vermutete.

Nun vollzog sich für mich ein Drama. Jetzt sollte doch noch das Schloß zerstört werden was ich schon einmal vermied! Dieses tat ich nicht. Ich legte die Granaten rechts und links vom Schloß und meldete dann dem Kommandateur, daß der Vorrat an Granaten erschöpft sei. Der Kommandateur ließ meine Angaben prüfen und als sich meine Falschmeldung herausstellte, wurde ich verhaftet  und abgeführt und in Florenz einem Kriegsgericht gestellt, Ich wurde zu 5 Jahren Festung verurteilt und kam nach Deutschland, wo ich am 7.4.45 befreit wurde…”

In den ersten zwei Juliwochen 1944 wurde die Burg schwer beschädigt, sowohl von den deutschen Granaten als auch von den Bombenangriffen der alliierten Engländer und Südafrikaner. Aber sie wurde nicht zerstört und heute wissen wir dass wir auch dem Mut und der Opferbereitschaft eben dieses jungen Offiziers die Erhaltung  dieser Pracht in ihrer ganzen Schönheit bis in unsere Zeit verdanken, historisch so wertvoll für unsere regionale Geschichte  und die Italiens.