Seliger Benedetto Ricasoli: der Lehnsherr der zum Einsiedler wurde



Vor ein paar Wochen wohnte Francesco Ricasoli in der Kirche Santa Maria in Ricasoli, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Montevarchi, der Enthüllung eines Gemäldes des Meisters Francesco Tonini bei; eine Darstellung eines ganz besoderen Vorfahren in der Geschichte der Familie Ricasoli. Er war kein Krieger wie viele der Charaktäre aus dem berühmten Familienstammbaum von 1584 sondern ein Mann des Gebets. Wir sprechen von Benno, genannt Bennone, aus dem langobardischen zu Benedetto Ricasoli italienisiert, der noch vor 1141 lebte, dem Jahr der ersten Aufzeichnungen über die Familie Ricasoli und deren Weinbau auf Brolio. Benno wurde tatsächlich 1040 geboren und starb in der Abtei Coltibuono in der Gemeinde Gaiole am 20.Januar 1107. Acht Jahrhunderte später, im Jahr 1907 wurde er von Papst Pius X. selig gesprochen.

Benedetto lebte in diesem Teil des Chianti wie zahlreiche Zeugnisse belegen, gesammelt in einem grossartigen Index von dem Historiker Fulvio Bernacchioni. Er verbringt seine Jugend auf verschiedenen Burgen, Familienbesitze verstreut zwischen dem Chianti und dem Arnotal. Gegen Mitte des XI. Jahrhunderts trägt er mit den Glaubensbrüdern zur Gründung der Valombrosan Abtei in Coltibuono bei, mit Landschenkungen an den Abt und seine Mönche. Aber es sollen noch einmal zwanzig Jahre vergehen bis sich sein Leben radikal ändert. Wir schreiben das Jahr 1093 als Benedetto, mächtiger und angesehener Lehnsherr, beschliesst sein privilegiertes Leben hinter sich zu lassen und eben in jenes Kloster Coltibuono zu ziehen, zu dessen Gründung und Wachstum er in den turbulenten und gefährlichen Zeiten des Hochmittelalters begetragen hatte. Doch bald darauf genügt ihm das Leben im Kloster nicht mehr und so zieht er sich mit Erlaubnis des Abts in einen dichten Wald nicht weit vom Konvent zurück und errichtet dort eine behelfsmässige kleine Zelle aus Baumstämmen die er gehorsam nur anlässlich der hohen Feiertage des Jahres verlassen wird.

Das irdische Dasein von Benno endet an einem kalten Winterabend, als laut den Klosterchroniken die Glocken der Abtei Coltibuono von selbst zu läuten beginnen, das erste von einer Serie von unerklärlichen Ereignissen rund um Benno und für “wundersam” gehalten. Die Mönche deuten es als ein Zeichen und laufen zu seiner Zelle. Als sie ankommen finden sie in bereits tot vor, aber auf den Knien im frommen Gebet, die Augen zum Himmel gewandt, während über seiner Hütte eine Flamme die Nacht erhellt. Wegen des starken Schneefalls halten die Mönche es für unmöglich den Leichnam transportieren doch der Schnee schmilzt auf ihrem Weg. Später, als sie beschliessen den Körper aus dem Kreuzgang der Abtei von Coltibuono an eine geeignetere Stelle zu verlagern “fanden sie sehr zu ihrer Verwunderung dass sein Mund nach frischen Lilien duftete”. Alles Ereignisse die auf dem Antependium des Altars aus dem XVIII. Jahrhundert dargestellt sind, der in der Kirche der Abtei von Coltibuono aufbewahrt wird.

Die Erinnerung an den Seligen Benedetto Ricasoli ist heute noch lebendig in der Gegend, wie das neue Gemälde von Tonini bezeugt. Das Altarbild stellt ihn kniend dar, der ausgestreckte linke Arm zeigt auf einen Teller auf dem sich das Dorf Ricasoli befindet. Kopien des Gemäldes sind in der Kirche von Madonna a Brolio und in der schönen Familienkapelle innerhalb der Burgmauern aufbewahrt, zu besichtigen während der Touren die seit dem 15.März wieder stattfinden. Reservierungen unter [link]