Die Weine von Brolio in den historischen Speisekarten



“Note di Pranzi”, Anmerkungen zu den Mahlzeiten, wie Artusi die Speisekarten nannte heisst die von der Architektin und Koch – und Tafelhistorikerin Alessia Cipolla betreute Ausstellung, ein faszinierender Einblick in die Entwicklung der Speisekarten, von den Anfängen in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts bis heute. Zum ersten Mal in Treviso im Frühjahr 2023 inszeniert mit 400 Exponaten aus der Sammlung des piemonteser Unternehmers Adriano Benzi, wurden die Speisekarten in fünf Kathegorien unterteilt: Herrschftliche Häuser, Geselligkeit, Reisen, Künstler und Restaurants und Hotels.

Das moderne Konzept der Speisekarte geht auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück und verdankt seine Entstehung zwei bedeutenden Ereignissen in Paris: die Einführung des “Service à la russe” und das Erscheinen der ersten Restaurants. Vor dem Jahr 1810 sah der “Service à la française” vor, dass alle Gänge gleichzeitig aufgetragen wurden. Die Neuheit des “Service à la russe”, so genannt zu Ehren des Diplomaten Alexandre Boris Kourakin der ihn als Erster bei seinen Empfängen einführte, sah vor, dass die Gerichte nacheinander und bereits portioniert serviert wurden. Und das erforderte eine Auflistung der Gänge.

Laut Alessia Cipolla “ waren die Speisekarten nie nur Auflistungen der Gerichte, sondern historische Dokumente die die gastronomischen und kulturellen Tendenzen ihrer Zeit widerspiegeln. Die Ausstellung zeigt wie die Speisekarten Einblick geben nicht nur auf die Entwicklung des Geschmacks und der Zubereitung sondern auch auf die Geschichte der Illustration, des Papiers und des Drucks und vieles mehr. Oft beinhalteten die Speisekarten neben der Speisefolge das musikalische Programm der Veranstaltung, die Tanzkarte oder die Sitzordnung.  So erzählt heutzutage das Lesen dieser historischen Speisekarten viel über ihre Zeit.”

Die Entstehung der Restaurants Ende des 18. Jahrhunderts in Paris, markierte eine weitere Wende in der gastronomischen Kultur. Zuerst zwanglose Treffpunkte, wo der Koch das was er zur Verfügung hatte anbot, wurden sie immer stilvoller und ermöglichten schliesslich den Kunden eine Auswahl zwischen verschiedenen Gängen und die Mahlzeit wurde zu einer individuellen Erfahrung. Die Speisekarten wurden zu einem Instrument mit dem die Köche ihre Kreativität zeigen konnten und die Restaurants ihre Identität zum Ausdruck brachten.

In der Kathegorie “Speisekarten herrschaftlicher Häuser” weist die Kuratorin auf die Präsenz der Weine von Brolio in den Speisekarten einiger herrschaftlicher Empfänge des Italienischen Reichs unter dem König Umberto I (1878-1900) hin. Dieser Aspekt beweist den Einfluss von Bettino Ricasoli und die anerkannte Qualität seiner Weine, die explixit in der Speisekarte des Hofes zitiert werden, oft die einzigen italienischen Weine neben den renommierten Etiketten aus dem Ausland, insbesondere Frankreichs. Ein gutes Beispiel ist die Speisekarte eines Galadinners im Hotel Bauer in Venedig 1896, wo die Ricasoliweine zu Protagonisten werden und ihre Präsenz und Anerkennung in der Kunst der Empfänge zeigen. Auch interessant ist die oft kühne und sehr moderne Begleitung der Weine von Brolio zu Fischgerichten.

Derzeit ist eine Wiederauflage der Ausstellung “Note di Pranzi” in Vorbereitung, die in Verona während der Weinmesse Vinitaly im Frühjahr 2025 inszeniert wird, mit dem Ziel ein stärkeres Bewusstsein der Kunst der Mahlzeit und der Geschichten die sich hinter jeder Speisekarte verstecken zu erwecken.