Auf den Spuren des Gallo Nero



Dieses Jahr wurde mit vielen Initiativen das hundertjährige Jubiläum des Konsortiums Chianti Classico gefeiert, und ganz speziell mit der Veröffentlichung des Buches Sulle tracce del Gallo Nero, auf den Spuren des schwarzen Hahns, das das erste Lebensjahrhundert des ersten und ältesten Weinkonsortiums Italiens nachvollzieht.  Verfasst von Daniele Cernilli, einem der renommiertesten Kritiker des italienischen Weins und Ehrenbotschafter des Chianti Classico, in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Paolo De Cristofaro, fällt der Band durch seine Kapazität auf, technische und bürokratische Quellen wie Versammlungsprotokolle und ministerielle Akten in eine gefällige und auch dem Laien zugängliche Erzählung zu verwandeln. Ein Resultat dass auch einer profunden geschichtlichen und humanistischen Kultur des Verfassers zu verdanken ist.

Das Buch erzählt chronologisch die Geschichte des Konsortiums unter zwei grossen thematischen Aspekten. Einerseits die Schlachten: angefangen bei der legendären zwischen Guelfen und Ghibellinen in Montaperti (1260), die der Legende des Gallo Nero, des schwarzen Hahns ihren Namen gibt, bis zu den neuzeitlichen Auseinandersetzungen zwischen Chianti und Chianti “Classico”, oder des Streits über das Markenzeichen mit der amerikanischen Kellerei Gallo. Andererseits die Zielsetzungen: von der Gründung des Konsortiums im Jahr 1924 seitens 33 visionärer Erzeuger, bis zur Anerkennung der DOCG im Jahr 1984 und dem wissenschaftlichen Projekt Chianti Classico 2000, das die Sangiovese Rebe eingehend studiert hat und ihre Bedeutung revolutioniert mit der Kürung zur Hautrebsorte des Landes.

Eine Konstante wärend der ganzen Erzählung ist die zentrale und vereinende, man könnte sagen auch glückverheissende Rolle des historischen Symbols des Gallo Nero: von seinem Ehrenplatz in der aus der Renaissance stammenden Darstellung der Schlacht von Montaperti im Saal der Fünfhundert in Florenz von Vasari, bis zu einer der weltweit bekanntesten Weinmarken, auch Dank zahlreicher Werbekampagnen. In all seinen Ausführungen verkörpert er die Kämpfernatur dieses Landes, bahnbrechend und zielstrebig

Und die Ricasoli? Wegen ihrer Hauptrolle in der Geschichte des Chiantis schon seit dem Hochmittelalter wurde ihnen im Buch ausreichend Platz eingeräumt. “Ich danke Daniele Cernilli und Paolo De Cristofaro dass sie den Verdienst meiner Familie für den Chianti Classico so gut nachvollzogen haben, in einem Buch, das die Fülle an historischen Inhalten mit einer sehr gefälligen Lektüre vereint,” erklärt Francesco Ricasoli.

Es geht nicht ohne das Zitat der berühmten “Formel des Chiantis” erdacht vom Eisernen Baron Bettino Ricasoli im Jahr 1872, weniger bekannt ist dagegen die interessante Erzählung aus der Amtszeit als Präsident von Luigi Ricasoli Firidolfi (1947-58), Schlüsselfigur für die Wiedergeburt des Chianti nach dem zweiten Weltkrieg. Das denkwürdige Duell 1957 mit dem Professor Giovanni Dalmasso hat nach den Worten von Cernilli “etwas episches und man könnte ein Theaterstück daraus machen”. Eine Konfrontation zweier gegensätzlicher Visionen über die Weinherstellung im Chianti: Weine für den Allgemeinkonsum laut Dalmasso, Weine mit Prestige in der Vision von Baron Ricasoli. Ein entscheidender Augenblick auf dem Weg zur Anerkennung der DOC und der Wertschätzung des Chianti Classico die die darauf folgende Präsidentschaft des Sohnes von Luigi, Bettino Ricasoli (1958-74) zur Vollendung bringt. Zweifelsohne ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Konsortiums. Nicht von ungefähr macht der traditionelle Fiasco, die Korbflasche, Symbol der Halbpacht und der Herstellung eher gängiger Tischweine genau in dieser Zeit den Glasflaschen zu 0,75 Litern Platz. In den letzten Jahren hatte derselbe Francesco Ricasoli eine Schlüsselrolle inne bei den wesentlichen Beschlüssen des Konsortiums, wie die Einführung der Kategorie Gran Selezione im Jahr 2014 an der Spitze der Qualitätspyramide oder der Unità Geografiche Aggiunte, kurz UGA im Jahr 2023, die mit Präzision die Herkunft genau dieser Weine identifizieren.

Auf den Spuren des Gallo Nero, mit einem Vorwort des derzeitigen Präsidenten des Consorzio Chianti Classico Giovanni Manetti und des Präsidenten der Region Toskana Eugenio Giani, beereichert sich an den faszinierenden Zeugnissen der Ehrenbotschafter des Chianti Classico in Italien und auf der Welt und ist herausgegeben von Giunti.

Das Buch ist in italienischer Sprache in allen Giunti Buchhandlungen in Italien verfügbar oder auf der Webseite von Giunti Editore.