Castello di Brolio 2016
27 Februar, 2020Der Jahrgang 2016 gefällt in allen seinen Umsetzungen und macht auch weiterhin Freude. Das bestätigte abermalig die Chianti Classico Collection vor zehn Tagen in der Leopolda, wo die drei Cru und der Castello di Brolio 2016 verkostet wurden, zusätzlich zu dem jüngsten Jahrgang von Brolio.
Schon seit seiner Lese ist der 2016er vielversprechend, erst während der Ernte und jetzt in den Gläsern. Damals gab es das Magazine noch nicht, wir können also nicht nach Post mit den Fragen die wir uns klassischerweise während der Traubenlese stellen suchen, aber wir können auf einige interessante Notizen aus unserem Labor zurückgreifen die wir auch in den technischen Beschreibungen unseres ikonischen Weins, dem Castello di Brolio wiederfinden:
Herbst und Winter waren mild, nur im Januar sanken die Temperaturen teilweise unter den Gefrierpunkt, Hohe Niederschlagsmengen von ca. 440mm. Im Frühjahr blieben die Temperaturen der Jahreszeit angemessen, Ende Mai und Anfang Juni warm aber auch feucht was den Fruchtumschlag teilweise verminderte und zu einer Ausdünnung der Traube führte was dem Sangiovese zu Gute kam. Zwei Hagelschauer Ende Mai bedingten den Verlust von Blüten und verminderten so den Pflanzenertrag. Der Sommer war heiss und trocken. Wenige Niederschläge Ende Juli und Mitte August verhalfen den Pflanzen zu einer Verschnaufpause und unterstützten den Farbumschlag. Während der Traubenlese waren die Temperaturen tagsüber etwqs über dem Durchschnitt und fielen in der Nacht um 10°C bis 15°, was die Ansammlung der phenolischen Verbindungen begünstigte.
Diese wenigen Zeilen geben einen ersten Eindruck über den tatsächlich sehr günstigen Wetterverlauf. Und wir sind der Ansicht (und nicht nur wir) dass auch im Glas die Umsetzung der Anmerkungen über 2016 ersichtlich wird. Und hier die Bestätigung:
Rubinrote Farbe mit zarten Granatreflexen. An der Nase rote Früchte, blumige Aromen von Veilchen und leichte Anklänge von Röststoffen. Am Gaumen anfangs weich um dann Breite und Fülle zu entwickeln. Die ausgeglichene Säure und das Tannin verleihen dem gran vin von Brolio einen bemerkenswert ausgeprägten und harmonischen Abgang.
Insbesonders möchten wir darauf hinweisen, dass in diesem Jahrgang von Castello di Brolio ein sehr kleiner Anteil ( gemäss der Disziplinarvorgaben) an Abruscotrauben verwendet wurde, eine dunkelbeerige Rebe aus der Toskana die zur Gruppe der sogenannten Farbe Reben gehört, vom Soderini (1526 – 1596) in seinem “Trattato della coltivazione della vite e del frutto” (Traktat über den Anbau von Wein und Obst) erwähnt und nochmals, in jüngerer Vergangenheit, vom di Rovasenda (1824 – 1913) im “Saggio di Ampelografia Nazionale” (Abhandlung über den nazionalen Rebsortenkatalog) bezüglich eines “Abrusco Nero di Toscana” (dunkler Abrusco der Toskana). Der Wissenschaftler drückte sich folgendermaßen aus: ”Mir schien sie von besonders pelzigem Geschmack, aber gleichwohl, die in meinem Besitz ist die echte toskanische Pflanze mit diesem Namen.”
Auf Brolio wurde die Abruscotraube in der Gegend von Pianarsiccio-Cipressi entdeckt, während einer Sangioveseauswahl zwischen 2003 und 2013. Die vom CREA (Ausschuss für landwirtschaftliche Forschung und agrarwirtschaftliche Analyse) – (ehemals CRA) durchgeführten Untersuchungen über die DNS der Rebsorte führten zur Identifikation des Abrusco den wir mit viel Respekt und Sparsamkeit im Brolio Bettino und im 2016er des Castello di Brolio verwendet haben.
Offensichtlich gefiel und gefällt das wie wir schon anfangs sagten, und wie aus einigen Bewertungen ersichtlich ist: gerade mal 97 James Suckling (2019), Robert Parker Wine Advocate (2019).