Flurtagebuch



Wie wir schon mehrmals geschrieben haben, ist der Winter alles andere als eine “tote” Jahreszeit im Weinberg. Im Gegenteil, er ist eine ausschlaggebende Jahreszeit für das gute Gelingen eines jeden Jahrgangs während der sehr wichtigen Arbeiten im Weinberg stattfinden. Während der letzten Wochen auf Brolio erfolgte auch eine außergewöhnliche Operation: die Bepflanzung einer neuen Rebfläche. Der technische Direktor Massimiliano Biagi berichtete uns darüber.

“Eine neue Rebfläche zu bepflanzen ist einer meiner Lieblingsbeschäftigungen. Es ist eine althergebrachte Geste, die etwas erschafft, das viele Jahre währt, und Früchte hervorbringt, die zu Wein verarbeitet werden. Es ist die Vollendung dessen was als “Terroir” definiert wird. Die Auswahl des Geländes auf dem die neue Rebfläche angepflanzt werden soll ist entscheidend für das önologische Ziel, das man sich vorgenommen hat.

Die Zusammensetzung des Bodens, die Höhenlage und die Ausrichtung sind alles Gegebenheiten, auf die der Mensch keinen Einfluss hat. Man kann die Bodentextur mit organischer Düngung und Bestellung verbessern, aber nicht den “Genius loci”, alles was die Einzigartigkeit des Ortes und damit den großen Unterschied ausmacht. Der Mensch legt umsichtig die zu pflanzende Rebsorte fest, zum Beispiel Sangiovese oder Merlot, und den diesbezüglichen Klon, der die Eigenschaften der zukünftigen Traube prägt. Sehr wichtig ist auch die Wahl der Unterlage, des Wurzelsystems und Teils des Stammes der Pflanze, eine Auswahl, die sich an der chemischen und physikalischen Analyse der Bodenbeschaffenheit und den klimatischen Durchschnittswerten orientiert mit besonderer Rücksichtnahme auf die Widerstandsfähigkeit bei Dürre oder die Wasserspeicherkapazität der Böden. Anschließend werden die Anzahl der Stöcke pro Hektar und das Erziehungssystem festgelegt, das heißt die Art der zukünftigen Entwicklung der Laubwandstruktur des Rebstocks die den Ertrag und die Qualität der Trauben am besten begünstigt.”

Das alles muss lange im Voraus geplant werden. Spätestens ein Jahr vorher müssen die Rebsorten und die Unterlage festgelegt werden, damit die vertrauenswürdigen Baumschulen die Veredelung durchführen können und die Pfropfrebe – Verbindung von Unterlage und Edelreis Klon – Triebe bilden und Wurzeln entwickeln kann. Der Boden muss ebenfalls lange im Voraus vorbereitet werden. Heutzutage erfolgt das Umpflügen dank leistungsfähiger Erdbewegungsmaschinen mit Baggern, die in der Lage sind, den Boden bis zu 2 Meter tief aufzubrechen, die großen Steinbrocken auszusortieren, die Entwässerung herzustellen und eventuelle Staunässen zu vermeiden. Ab Ende des Winters bis zum Beginn des Frühjahrs des darauf folgenden Jahres erfolgt schließlich die Bepflanzung. Der Boden muss zuerst gedüngt, dann gepflügt und schließlich bewässert werden, damit die jungen Setzlinge den idealen Nährboden für die Bewurzelung und das Wachstum finden.

Wenn die Erziehungseinrichtungen (Pfähle, Draht, Stützpfeiler), stehen muss der neugeborene Weinberg wie ein junges Geschöpf gehegt und gepflegt werden. Es braucht mindestens vier Jahre Sachverstand und Hingabe bis zur erhofften Ertragsleistung. Wenn alles wie vorgesehen verlaufen ist erhält man hochwertige Trauben, die das Land und seine Gegebenheiten zelebrieren.

“Derzeit bepflanzen wir eine neue Rebfläche mit Sangiovese für die wir fünf Terrassen angelegt haben, ein imposantes Projekt. Wir werden Klone verwenden die vor ungefähr zwanzig Jahren in einem alten, nicht weit entfernten Weinberg aussortiert wurden: eine Art Heimkehr im Einklang mit der biologischen Vielfalt und der Tradition der Familie Ricasoli.” So beendet Massimiliano Biagi seinen Bericht.