DIE FRAUEN RICASOLI



Am 7. Juli 1852 schreibt Bettino:
“… Diese Frau zeigte sich von grossem Edelmut, gütig und rein, unter grossen Leiden, gleich einem Engel. Allein die letzten fünfzehn Tage reichen aus, um sie zu einer verehrten und gesegneten Frau zu machen.“…

Anlässlich des internationalen Frauentags eröffnen wir eine neue Rubrik, die sich mit der Recherche über einige weibliche Figuren der Familie Ricasoli beschäftigt. Heute geht es um Anna Bonaccorsi Dolcini, Gattin von Bettino Ricasoli, dem “Eisernen Baron” dessen Name mit dem Erfolg der Ricasoli verbunden ist, besonders dank seiner bahnbrechenden Vision im Weinbau die ihn dazu brachte das Castello di Brolio zu einem renommierten Mittelpunkt der Herstellung von weltweit exportierten Weinen zu machen. Doch bei diesem Erfolg Bettinos darf man nicht die entscheidende Rolle seiner Gattin, Anna Bonccorsi (1811-1852) vergessen, Tochter von Filippo, einem wohlhabenden Adeligen aus Tredozio in der toskanischen Romagna, dessen Geschlecht auch dem bürgerlichen Patriziat von Florenz angehörte.

Die Hochzeit von Bettino und Anna, die im Jahr 1830 gefeiert wurde, war sicherlich eine wichtige emotionale Bindung, aber repräsentiert auch, wie es damals Brauch war, eine strategische Wahl die sich für den Wiederaufbau und die Expansion des Vermögens der Ricasoli als massgeblich erwies. Annas Mitgift war in der Tat aussergewöhnlich: 334.000 Lire, das Dreifache des damaligen Durchschnitts. Eine Mitgift die ausschlaggebend war für die Tilgung der aufgelaufenen Verbindlichkeiten der Familie Ricasoli und für die Neuaufstellung des Betriebs, und in erster Linie für die Bewirtschaftung des Anwesens von Brolio. Die Rentabilität die Anna garantierte in Verbindung mit ihrer Ausbildung und ihrem Unternehmergeist waren entscheidend für die Grundlagen einer positiven Entwicklungsperiode.

Anna Bonaccorsi zeichnete sich aus durch ihren scharfen Verstand und ihre Sachkenntnis in der Vermögensverwaltung, aber sie war auch eine gütige, rechtschaffene und religiöse Frau, die gekonnt eine affektive Bindung zu ihrem Gatten aufbaute und ihn in allen schwierigen und Opfer fordernden Phasen während des Wiederaufbaus des beträchtlichen Familienvermögens unterstütze. Beispielhaft war ein Moment in ihrer Ehe, als sie sich den Kritiken stellen mussten, anlässlich ihrer Entscheidung dem mondänen Leben in Florenz den Rücken zu kehren und sich auf Schloss Brolio zu etablieren, um sich ausschliesslich der Sanierung und des Werdegangs ihrer Ländereien zu widmen und gleichzeitig die erheblichen Erhaltungskosten ihres florentiner Palastes zu reduzieren. Unter schwierigen Rahmenbedingungen gekennzeichnet von wirtschaftlichen Herausforderungen und gesellschaftlichen Vorurteilen gelang es Bettino und Anna trotz allem das Familienerbe “wiederherzustellen” und zu zeigen, dass die Mischung aus Zuneigung und Geschäft der Schlüssel zum Erfolg werden kann.

Am 7. Juli 1852 schreibt Bettino: “… Diese Frau zeigte sich von grossem Edelmut, gütig und rein, unter grossen Leiden, gleich einem Engel. Allein die letzten fünfzehn Tage reichen aus, um sie zu einer verehrten und gesegneten Frau zu machen.“…

Bettino und Anna hatten vier Kinder, aber nur eine Tochter überlebte: die zweite grosse Liebe von Bettino, Elisabetta Penelope, natürlich mit dem Rufnamen Bettina.