Heute Freitag, 18.März, ist ein wichtiges Datum auf Brolio, der Beginn “unseres” Frühlings, ein paar Tage früher als im Rest der Welt. Denn die Touristensaison startet mit ihrem reichhaltigen Angebot an Touren und Weinverkostungen, der Möglichkeit ein paar Tage inmitten der Weinberge im romantischen Agroturismus Capanna di Citerna oder in der bezaubernden Villa Agresto zu verbringen, in den Agriroom zu übernachten, idealer Ausgangspunkt für Motorradfahrer, Radfahrer oder Sporttouristen, und schließlich die schmackhaften Gerichte vom Chef Franco Sangiacomo in der Osteria di Brolio zu verkosten.

Für ein paar Geschichten aus erster Hand haben wir drei unserer Führerinnen interviewt, die für Besichtigungen und den Eintrittskartenverkauf am Schloss zuständig sind. Susanne und Sabina, seit 13 Jahren auf Brolio und Camelia seit 17 Jahren. Sie berichten uns, dass die Besucher besonders beeindruckt, manchmal geradezu verblüfft sind von der Art und Weise wie es der Familie gelungen ist, Schloss und Weingut über Jahrhunderte hinweg zu erhalten und von der großen Liebe, die sie diesem Ort entgegenbringt und die in der Sorgfalt für jedes noch so kleine Detail sichtbar ist.

Die Höhepunkte einer Besichtigung auf Brolio sind zahlreich. Angefangen bei einer Führung im Schlossmuseum. Hier entdeckt der Besucher wie viel Geschichte in diesem Ort steckt, nicht nur die Historie einer Familie und eines Weinguts, sondern einer ganzen Nation. Nicht Alle verbinden Bettino Ricasoli sofort mit dem italienischen Risorgimento und vor Allem Ausländer haben oft keine Ahnung, wie und wann Italien zu einer Nation wurde. Im Museum faszinieren besonders der erste Saal mit seiner antiken Waffensammlung und der letzte, der der wissenschaftlichen Forschung des “Eisernen Barons” gewidmet ist. Hier befinden sich erstaunliche Objekte, wie die Meeresfossilien, die in den Weinbergen gesammelt wurden, oder das in Spiritus eingelegte Weinblatt, das von der Reblaus befallen ist. Dies ist der Auftakt zu einem der sicher beliebtesten Themen, dem Weinbau.

Während der Besichtigung der Weinberge fasziniert die große Arbeit, die im Hinblick auf Forschung und Nachhaltigkeit geleistet wird, aber auch die Sorgfalt für jede einzelne Pflanze, wie in einem Garten. Auch die Kellerei hat ihren unbestrittenen Reiz, besonders in der Zeit der Weinbereitung, wenn die Gerüche so intensiv sind. Die Weinverkostung ist zweifelsohne der Höhepunkt der Besichtigungen, der Moment, in dem die Besucher endlich die Weine von Ricasoli kennenlernen und in den Gläsern der außergewöhnlichen Rebe, der Sangiovese von Brolio in ihren verschiedenen Ausdrucksformen begegnen.

Ganz bestimmt erfährt, wer nach Brolio kommt, ein unvergessliches Erlebnis. Eine diesbezügliche unterhaltsame Anekdote betrifft den Besuch vor ein paar Jahren eines Nachkommens des berühmtenWittelsbacherkönigs Ludwig II von Bayern. Während der Besichtigung des Museums kommentierte der Prinz begeistert die antike Waffensammlung und berichtete von der umfangreichen Waffenkammer seiner Familie. Beim Betreten der Schlossterrasse bewunderte er den atemberaubenden Ausblick mit dem Ausruf: “Oh nein, das haben wir leider nicht!”