Die Burg Brolio wird erstmals im 11.Jahrhundert urkundlich erwähnt: Bonifaz, Markgraf der Toskana und Vater der Markgräfin Mathilde von Canossa – sie spielte eine entscheidende Rolle im Investiturstreit – hatte 1009 das Anwesen zusammen mit der Kirche von San Regolo den Mönchen der florentinischen Abtei Coltibuono überlassen. 1141 lässt sich die Familie Ricasoli auf dem Anwesen nieder. Sie hatten mit den Mönchen ein Tauschgeschäft abgeschlossen: die Familie bekam die Burg Brolio, die Mönche im Gegenzug einige der Ricasoli-Lӓndereien. In den folgenden Jahrhunderten wird die Burg zum Spielball der mächtigen Stadtrepubliken Siena und Florenz. Im Jahr 1174 eilt Kaiser Friedrich I. Barbarossa nach Italien um den Aufständen der Kommunen ein Ende zu bereiten. 1176 erleidet der Kaiser in der Schlacht von Legnano eine bittere Niederlage. Gilt Barbarossa als Verbündeter Sienas, bestärkt der kaiserliche Machtverlust die Stadtrepublik Florenz. Sie verleibt sich einen Teil des Chiantigebiets ein, einschließlich der Burg Brolio mitsamt ihren Ländereien, die bis an den Fluss Arbia reichen. Von diesem Zeitpunkt an wird die Burg Brolio zu einem gefürchteten Vorposten gegen Siena, so gefürchtet, dass es bald im Volksmund heißt: „ Wenn Brolio grollen will, lässt es Siena erzittern“ („Quando Brolio vuol brollare tutta Siena fa tremare“) – jeder Auftrieb der Soldaten im Schloss bedeutet ernsthaft Ärger für Siena.

Überspringen wir ein kleine Zeitspanne und erreichen das 15. Jahrhundert als es im Jahr 1434 dem sienesischen Söldnerführer Antonio di Checco Rosso Petrucci mit einer hinterhältigen List gelingt das Schloss einzunehmen und den Burgherren Galeotto Ricasoli samt Familie in den Kellergewölben gefangen zu halten. Als alle Verhandlungsversuche scheitern sendet Florenz den prominenten Politiker und Kommandanten Neri Capponi mit einer Truppe Soldaten aus. Nach 40 Tagen Besatzung wird Antonio di Checco zum Abzug gezwungen. Ein Pyrrhussieg, denn bei der Belagerung wird ein Großteil der Befestigungsanlage zerstört.

Aber noch immer ist nicht an Frieden zu denken, 1478 greifen die verbündeten Truppen von Ferdinando von Aragona, des Königs von Neapel, Papst Sixtus IV. und Sienas Brolio auf ihrem Schlachtzug nach Florenz an und belagern es mehr als 2 Monate lang : Plünderung und Brandschatzung machen die Burg fast dem Erdboden gleich wie die Geschichtsquellen berichten. Als dieser Krieg beendet ist, beschließt der Rat des florentinischen Volkes in der Sitzung des 23. April 1484 den Wiederaufbau der Befestigung, zu wichtig ist ihre Lage als letzter Vorposten gegen Siena. Dieses Bollwerk hat mit seinen Mauern bis in die heutigen Tage überlebt.

Is das der Grund warum der Palast Ricasoli am Lungarno in Florenz über dem Eingangsportal das in Stein gemeißelte Wappen der Familie der Medici trӓgt, Ausdruck von Zugehörigkeit und Dankbarkeit?

Fortsetzung folgt!