WEINLESE 2021



Landwirt und Winzer sein heißt die Kunst des Verständnisses für die Natur und die Kunst der Geduld zu hegen und zu pflegen, Verständnis und Auseinandersetzung mit der Natur, dieser unvorhersehbaren Kraft, von der man immer wieder von Neuem lernt. Und so war es für den Jahrgang 2021 auf Brolio, gezeichnet von außergewöhnlichen und besonders schwierigen Wetterkonstellationen. Es war beeindruckend wie die Rebe trotz der widrigen Umstände reagierte und ihr Bestes gab: die Weinlese ging erst vor Kurzem zu Ende und die Bilanz schaut sehr gut aus im Hinblick auf Qualität und Gesundheit der gelesenen Trauben.

Massimiliano Biagi, technischer Direktor, der, wie jedes Jahr, die Arbeit der Mannschaften im Weinberg und in der Kellerei leitete, beschreibt uns die saisonellen Schwierigkeiten bedingt durch ungewöhnliche und ungünstige Wetterbedingungen:” April begann gleich am Anfang mit einem für diese Jahreszeit außergewöhnlichem Frost, ein Härtefall für die jungen Reben, ihre Sprossen wurden beschädigt und ihre Entwicklung wurde beeinträchtigt,” berichtet er. “Aber im Juni beschleunigten die hohen Temperaturen exponentiell die Geschwindigkeit des Wachstums und brachten die Reben wieder mit dem normalen Entwicklungsverlauf in Einklang. Und so hatten wir Ende Juli schöne und gesunde Trauben, trotz eines ungleichmässigen Farbumschlags – der Moment in dem die Weintrauben anfangen zu reifen und vom Grün zur Farbe Blau/Lila wechseln; sogar auf demselben Rebstock verlief der Farbumschlag unterschiedlich und zusätzlich machte sich auch noch die Wassernot bemerkbar, bedingt durch die Trockenheit und die grosse Sommerhitze. Im September kamen endlich die ersten Niederschläge. Der Regen war zwar mässig, aber er verursachte eine beachtliche Senkung der Durchschnittstemperaturen und die Trauben konnten optimal reifen. Die Wetterbedingungen dieses Jahres bedingten eine frühere Reife ohne jedoch den Verlauf des Reifungsprozesses durch Unausgewogenheiten oder exzessive Konzentrierungen zu behindern.”

Und so wurde der Chardonnay Ende August geerntet, und gleich danach, in den ersten Septembertagen, der Merlot. Die Trauben unserer berühmten Sangiovesereben wurden von der ersten Septemberhälfte bis Anfang Oktober gelesen: die Trauben für den Castello di Brolio zwischen dem 22. und dem 25. September, die für die drei Cruweine jeweils 23. September für Roncicone, 29. September für Colledilà und zuletzt für CeniPrimo am 4. Oktober. Zum Abschluss der Traubenlese wurden die Rebsorten für den Vinsanto am 7. und am 8. Oktober geerntet. Diese Trauben sind jetzt in der Vinsantaia zum Eintrocknen aufgehängt, was von den frischen und windigen Oktobertagen unterstüzt wird. Trotz der vielen widrigen Umstände des Jahrgangs erwarten wir ein optimales Ergebnis in der Flasche: “die Natur lehrt uns, dass man nie aufhört zu lernen”, beschliesst Massimiliano Biagi seinen Bericht.