Die extremen Klimabedingungen des Jahres 2022 stellten alle Agronomen im Chianti auf eine harte Probe: während des ganzen Sommers gab es keinen Niederschlag, lediglich Anfang Juli vereinzelte Hagelschauer, die ein paar Lagen betraffen. Die normale physiologische Entwicklung der Pflanzen wurde stark beeinträchtigt und die Ernte war gefährdet. So berichtet unser technischer Direktor, Massimiliano Biagi: “Zwischen Ende Juli und Anfang August kamen die Weinfelder in Wassernot, insbesondere dort wo die felsigen Böden die Wurzeln daran hindern auf der Suche nach Wasser mehr in die Tiefe einzudringen. Die außerordentlich lang andauernde Hitze in den Weinbergen, ab Mai über 30°C, mit Höchsttemperaturen von 38°C – 40°C im Juli, und eine sehr lange Dürreperiode bedingten, dass die Rebstöcke ihre Vitalfunktionen reduzierten. Es waren Wochen großer Unsicherheit.”

In den neuen Lagen wurden Sondermaßnahmen vorgenommen, alle 10/15 Tage wurden sie mit Brunnenwasser von Hand bewässert. In einem kürzlichen Interview mit der “Washington Post” über das Thema Klimawandel schließt Biagi die Schlussfolgerung, dass man sich in Zukunft nicht auf die Natur verlassen kann, was den Wasserbedarf der Rebstöcke betrifft und eine interessante Hypothese der Forschungen auf Brolio zu dieser Frage ist die, ein Wasserreservoir für Regenwasser zu realisieren.

Zum Glück ist der Rebstock eine sehr widerstandsfähige Pflanze, und die Niederschläge Ende August brachten den physiologischen Zustand wieder ins Gleichgewicht und ermöglichten die Ernte von gesunden und perfekt gereiften Trauben. Wie immer begann die Lese mit den weißen Trauben, Chardonnay am 17.August, gefolgt von Trebbiano und den frühreifen roten Keltertraubensorten. Am 15.September begann die Ernte der Sangiovesetraube und endete mit den ersten zehn Tagen des Monats Oktober. Große Aufmerksamkeit bei der Auslese war von Anfang an unerlässlich, um zufrieden stellende önologische Ergebnisse zu erreichen, die trotz der langen spannenden Wochen auf Weine von ausgezeichneter Qualität hoffen lassen.